Johann Wilhelm Ludwig Gleim

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) ist eine wichtige Persönlichkeit des Zeitalters der Aufklärung. Sein Leben ist auf vielfältige Weise mit der Region des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt verbunden (Geburt in Ermsleben, Schulbesuch in Wernigerode, Studium in Halle, Tätigkeit als Jurist am Halberstädter Domkapitel). In Halberstadt schuf er als Dichter, Literaturförderer und -sammler ein literarisches Zentrum und hatte mehrere hundert freundschaftliche Verbindungen im nord- und mitteldeutschen Raum.

Er gehörte der Generation vor Goethe an und hat zahlreiche Impulse für die Entwicklung der Literatur seiner Zeit gegeben. Er verfasste scherzhafte Gedichte, Fabeln, Romanzen, Spruchdichtung und sogar populäre Dichtung im Krieg. Er war Nachahmer arabischer und mittelalterlicher Dichtung und besonders einflussreich als Pionier einer veränderten Briefkultur und -literatur. Hinzu kommt, dass Gleim ein wichtiger, wenn nicht gar der wichtigste Vertreter der neuen Freundschafts- und Geselligkeitskultur des mittleren 18. Jahrhunderts war. Sein so genannter „Freundschaftstempel“ ist bis heute die größte Porträtgemäldesammlung von deutschen Dichtern und Denkern. Dass Bilder, Bücher und Handschriften von Autoren für die Nachwelt überliefert werden sollten, hat Gleim erstmalig formuliert. Ihm stand klar vor Augen, dass seine Sammlungen für eine „Schule der Humanität“ geeignet seien.

Diese Kurzbeschreibung macht deutlich, dass sich vor dem Hintergrund von Gleims Wirken Fragestellungen entwickeln lassen, die auch für die gegenwärtige Literaturszene in Sachsen-Anhalt relevant sind.